Warum Shagya-Araber?

Wie aus Skepsis Überzeugung wurde, unser Weg in die Shagya-Araber-Zucht​
Alles begann mit dem Vorschlag eines Bekannten den Shagya-Araberhengst Bahadur als potenziellen Deckhengst für seine Pintostute anschauen zu gehen. Bis dahin war mir die Rasse der Shagya-Araber gänzlich unbekannt und ich war sehr skeptisch, ob sich der Weg überhaupt lohnen würde? Wir züchteten mit einer Warmblutstute und waren per Zufall zu einer Vollblutaraberstute von einer befreundeten Züchterin gekommen und suchten eigentlich nach einem geeigneten Vollblutaraberhengst für sie, nur konnte keiner der bisher besichtigten Hengste überzeugen. Aber was sollte ich mit einem Shagya? Ist ja kein ‚reiner‘ Araber. Schlussendlich überzeugte mich aber Bahadurs Leistungsnachweis, er konnte Erfolge in allen Sparten des Pferdesports vorweisen. Also begleitete ich meinen Bekannten, schliesslich ist Frau ja neugierig… ​
Bahadur unter seiner Besitzerin Sabine Uschmann-Maurer
Bayan (a. d. Alhena VA) und Bajarin Cinar (a. d. DH Cikada AA)
Dieser Besuch wurde prägend für unsere weitere Zuchtgeschichte! Besagte VA-Stute brachte von Bahadur zwei wundervolle Hengstfohlen und auch das letzte Fohlen unserer Warmblutstute hat ihn zum Vater. Befallen von der Arabitis wollte ich fortan Araber züchten. Mit den Shagya-Arabern konnte ich zu dieser Zeit aber nicht viel anfangen obwohl die Besitzerin Bahadur’s – inzwischen wurde sie zur Freundin – immer wieder in diese Richtung stichelte. Zu kompliziert erschienen mir die Abstammungen mit den endlosen Buchstaben- und Zahlenreihen. Warum konnten die Pferde nicht einfach Namen haben wie alle Anderen auch…? Wir blieben den Vollblutarabern treu und es kamen Anglo-Araber dazu. Dennoch setzten wir Bahadur immer wieder als Vatertier ein und er enttäuschte uns nie.​
Über die Jahre beschäftigte ich mich in regelmässigen Abständen mit den Shagya-Arabern, lernte mit den Buchstaben und Zahlen (die eigentlich nur noch in Gestüten Osteuropas Tradition sind und dort aufgrund der Anzahl Zuchttiere auch durchaus Sinn machen) in den Abstammungen umzugehen und das sie zu den gefährdeten Rassen gehören. Ich traf auch auf immer mehr Shagya-Araber und ihre Besitzer – Sabine sei dank die nie locker liess und mich an jeden Shagya-Anlass mitnahm. Diese Menschen waren zu 100% von ihren Pferden überzeugt und voll des Lobes.​
Die VA-Zucht bewegte sich vermehrt in Richtung Schau und weg vom gerittenen Pferd was mich befremdete. Mit unseren Fohlen gewannen wir an den Beständeschauen keinen Blumentopf, sie waren den Richtern ‚zu stark‘. Da stiess ich per Zufall auf ein Inserat aus Tschechien. Ein süsses Shagya Araber-Stutfohlen mit Kasr El Nil in der Abstammung. Wir setzten bereits einen Sohn von Kasr El Nil für unsere VA-Zucht ein und das war die Kombination nach der ich unbewusst wohl gesucht hatte! Der Knoten platzte endlich! Korina (781 Shagya V Salim x Kassandra) zog ein paar Monate später bei uns ein und wir waren somit glückliche Shagya-Araber Besitzer. Dieses kleine vorwitzige Stütchen meisterte den Umzug in die Schweiz im Alter von 10 Monaten mit einer Gelassenheit die uns erstaunte. Je länger Korina bei uns war desto sicherer wurden wir uns: das sind die arabischen Pferde die wir züchten wollen! ​
Korina am Tag ihrer Ankunft aus Tschechien.
Thané, 20-jährig, fit und locker nach 31km beim Zieleinlauf
Dem Menschen zugetan, unkompliziert und aufgeschlossen. Wir wollten unseren Beitrag dazu leisten diese wundervolle Rasse wieder bekannter zu machen und die brachliegende Zucht in der Schweiz anzukurbeln. Darum folgte einige Monate später Shalima (Occident x Sarina) aus Deutschland. Diese beiden Mädels sollten der Grundstein unserer Shagya-Araberzucht sein. Um die Zeit, bis die Jungstuten erwachsen sind zu überbrücken folgten die älteren Stuten Thané (Kamar x Tanja) aus Norddeutschland und Kohelia (Mistral x Koheilan XXVI-9 (da sind sie wieder die Buchstaben und Zahlen…)) aus Frankreich.
Leider waren wir vor Rückschlägen nicht gefeit, Shalima schied wegen einer Erkrankung aus und Thané wurde nie tragend. Thané unterstreicht aber mit ihrer Vielseitigkeit warum wir uns schlussendlich doch für diese Rasse entschieden haben.
Sie begann 19-jährig an Distanzrennen teilzunehmen und ist auch 2014, 20-jährig, erfolgreich mit ihrer neuen Besitzerin und Neu-Shagya-Liebhaberin Nicole gestartet. Daneben ist sie mit viel Elan an Trainings und Postenritten mit dabei. Kohelia hat im Alter von 22 Jahren 2014 ein wundervolles Hengstfohlen zur Welt gebracht. Unser erstes rein gezogenes Shagya-Araber-Fohlen und – natürlich von Bahadur! ​
HG Bahtim, geb. 2014, mit seiner Mama Kohelia
Text und Fotos: Yvonne Wernig, www.hof-gisi,ch